Junge Union Westerwald besucht AKW-Rückbauanlage Biblis und diskutiert über die Energieversorgung der Zukunft
Atomausstieg, Energiewende und dezentrale Stromversorgung
Vom 04. auf den 05. Juni war die Junge Union Westerwald (JU) im Rahmen einer Bildungsfahrt in Worms zu Gast, um mit verschiedenen Gästen über die aktuelle Energiepolitik und die Energiewende zu diskutieren. In diesem Zusammenhang besuchte die Jugendorganisation auch das mittlerweile stillgelegte Atomkraftwerk Biblis.
Als erste Referentin empfing die JU zunächst die Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde Wirges, Alexandra Marzi, um die Energiewende – und auch den damit einhergehenden Klima- und Umweltschutz – auf kommunaler Ebene zu thematisieren. Im Fokus standen hier einerseits die Möglichkeiten, die auch kleinen Kommunen zur Verfügung stehen, um einen wirksamen Beitrag zur CO2-Emissionssenkung zu leisten, und andererseits, welche Maßnahmen in den Verbandsgemeinden der Region aktuell bereits ergriffen werden. Deutlich wurde hierbei vor allem der hohe Stellenwert, den der kommunale Klimaschutz und die kommunale Energiewende mittlerweile im Tagesgeschäft der Verbandsgemeinden und Landkreise besitzen und dass es gilt, Lösungen und Ideen zu finden, wie man das Leben in der eigenen Region effizienter und nachhaltiger gestalten kann. „Klimaschutz beginnt von unten! Bereits auf kommunaler Ebene kann ein nachhaltiger Beitrag geleistet werden. Das zeigen und unterstützen auch verschiedene Initiativen und Förderprogramme in unseren Westerwälder Verbandsgemeinden. Klimaschutz gelingt vor allem durch Anreize und Technologieoffenheit, nicht aber durch Verbote. Wir müssen die Bürgerinnen und Bürger bei der Energie- und Klimawende mitnehmen, statt sie durch Verbote zu gängeln“, so der Kreisvorsitzende Robert Fischbach.
Im Anschluss an eine lebendige Diskussion durfte die JU im Anschluss den rheinland-pfälzischen CDU-Landtagsabgeordneten Gerd Schreiner begrüßen, der im Landtag dem Ausschuss für Klima, Energie und Mobilität als Vorsitzender angehört. Hier stand vor allem der Klimaschutz und die Energiewende auf landes- und bundespolitischer Ebene im Vordergrund. Schreiner machte deutlich, dass die Nutzung und der Ausbau der erneuerbaren Energien eine riesige Chance darstellen, da neben der besseren Klima- und Umweltbilanz auch nennenswerte wirtschaftliche Vorteile – in Form von geringeren Energiepreisen – entstehen können. Besonders die Energiegewinnung im eigenen Haushalt, die zum Beispiel durch die Nutzung von Dachflächenphotovoltaik oder anderen Energiegewinnungsmethoden zustande kommen kann, ermögliche günstigeren und gleichzeitig umweltschonenderen Strom. Viel Potenzial bestehe jedoch auch in der Verbrauchseinsparung durch eine effizientere Gestaltung des Haushalts. Bereits durch kleinere und banale Maßnahmen, wie den Einbau von wassersparenden Duschköpfen oder der Verzicht auf Warmwasser beim Händewaschen, könne einen hohen Anteil des Energieverbrauchs senken. Natürlich sei neben diesen Aspekten auch eine Technologieoffenheit seitens der Politik vonnöten. Intelligentere Stromnetze und Innovationen im Bereich der effizienteren Speicherung und Verteilung von Strom, können die Energiewende und den Klimaschutz enorm erleichtern. „Dabei müssen wir auch offen gegenüber Technologien wie künstlicher Intelligenz sein, um Trends zu erkennen und Vorhersagen zu treffen. Unser Stromnetz wird in Zukunft dezentraler organisiert sein und deutlich dynamischer gesteuert werden“, resümiert Fischbach.
Am darauffolgenden Montag begab sich die Jugendorganisation – gemeinsam mit Gerd Schreiner – schließlich zur Rückbauanlage des stillgelegten AKW Biblis. Dort wurden die Mitgliederinnen und Mitglieder von Alexander Scholl, dem Pressesprecher der RWE am Standort Biblis, empfangen, um sich über die Anlage und den seit 2017 erfolgenden Rückbauprozess zu informieren. Besonders interessant war hier sicherlich die Besichtigung des Reaktors von innen und der Gang durch die verschiedenen Räumlichkeiten der Anlage, wie beispielsweise durch den Kontrollraum. Währenddessen informierte Scholl über die technischen Daten, sowie über die Funktionsweise und das Sicherheitskonzept des Kraftwerks. Der Rückbauprozess der Anlage soll insgesamt circa 15 Jahre dauern. Einer der beiden Kühltürme wurde in diesem Zusammenhang bereits zum Einsturz gebracht, die Brennstäbe des Druckwasserreaktors, der ungefähr 2500 Megawatt ins Stromnetz einspeisen konnte und somit der zweitertragreichste Reaktor in Deutschland war, entfernt.
Nach dem Besuch des Kernkraftwerks trat die Junge Union dann den Heimweg in den Westerwald an und blickt nun auf einen spannenden Ausflug zurück, der sicherlich die Kreativität und den Ideenreichtum der Teilnehmenden angeregt hat, um sich in Zukunft auf allen möglichen Ebenen für die Energiewende und den Klima- und Umweltschutz engagieren zu können.